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Nr. 2: Je höher der Zins. desto grösser das Risiko

Mein erster Ausflug in den Kapitalmarkt endete mit einer totalen Pleite. Diese Lehre kam zum Glück früh und mit einem kleinen Betrag von 1000 Franken. Weh tat der Verlust dennoch, wenn man mehr als acht Stunden für unter zehn Franken gearbeitet hat.

Als Sekundar- und später als Mittelschüler hatte ich häufig Ferienjobs angenommen. So in den Sommerferien 1955 bei Jelmoli in Zürich. Ich holte auf dem Fahrrad mit Anhänger bei Hausfrauen defekte Kenwood-Küchenmaschinen ab und musste mir manche Verwünschungen anhören. Mein Taglohn: Fr. 9.60. In den folgenden Jahren verdoppelte sich mein Bezug, nun allerdings im Eildienst der Sihlpost.

Bisher lagerte mein Kapital auf einem langweiligen Sparheft. Dies sollte sich ändern, als ich meine erste Stelle als Primarlehrer-Verweser in Zürich-Altstetten antrat. 1961 wurden mir 796 Franken ausgezahlt (brutto: 870 Franken). Mit der Zeit läpperte sich einiges Geld zusammen, und ich kaufte für 1000 Franken Anteile an einem Immobilienfonds oder so ähnlich mit dem vielversprechenden Akronym HISA. Den 4,5% Ertrag – etwas das Doppelte der damaligen Sparheftzinse – holte ich jeweils persönlich auf der Finter-Bank ab und kam mir wie ein Kapitalist vor.

Es ging nach einigen Jahren schief, und ich war um die Erkenntnis reicher, dass die Höhe des  Zinsfusses den Risikofaktor widerspiegelt. Es wäre nicht verwunderlich, wenn eine breit angelegte Studie über die Gründe von Kapitalverlusten genau hier die Hauptursache lokalisierte. 1982 liess ich mich nochmals auf einen verlockenden Zinssatz ein: 17%-Obligationen von Ontario Hydro, auf amerikanische Dollar lautend. Leider wurde die Anleihe, als die Zinssätze sanken, vorzeitig zurückgezahlt. Ausserdem schwächte sich der Dollar zum Franken fortlaufend ab. Grund: Während der achtjährigen Präsidentschaft Reagan vervierfachte sich die US-Staatsschuld. Immerhin leitete das teure Wettrüsten den Zusammenbruch der Sowjetunion ein, zusammen mit deren Misserfolg im Afghanistankrieg.